Husum/Tönning | Es hat problemlos geklappt. 133 Teilnehmer haben sich Montag Abend per Telefon oder Video-Konferenztechnik in die Informationsveranstaltung des Landesbetriebs Verkehr zum Ausbau der B5 zwischen Tönning und Husum eingeklinkt.
Britta Lüth, in der Behörde für Aus- und Neubau verantwortlich, schilderte so viele Details der neuen B5, dass es die Zuschauer wie einen Film empfinden konnten. Luftbilder oder Zeichnungen aus der Vogelperspektive verstärkten diesen Eindruck. Und es ging dabei nicht um Wolkenkuckucksheime, sondern teils um baureife Abschnitte. Selbst die Organisation der Baustellen, die Behinderungen des Verkehrs und mögliche Umleitungen wurden präsentiert.
B5 wird kreuzungsfreie Kraftfahrstraße
Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz versicherte eingangs, dass ein dreistreifiger Ausbau „erheblich zur Verkehrssicherheit beiträgt.“ Belegen lasse sich das mit den Erfahrungen auf der im Südosten des Landes ähnlich ausgebauten B404. Er berichtete, dass dem Bund ständig der Ausbau als Autobahn vorgeschlagen worden sei, was wegen der zu niedrigen Verkehrszahlen stets abgelehnt wurde. Dennoch gilt für ihn: „Die B5 ist und bleibt die zentrale Verkehrsader in Nordfriesland.“ Dem fügte Britta Lüth hinzu, dass bei 85 Prozent aller Fahrten innerhalb des Landkreises die B5 einbezogen werde.
Die B5 wird Kraftfahrstraße, also kreuzungsfrei und unter anderem für Mähdrescher und Trecker gesperrt. Eine Demo mit 50 Traktoren, wie kürzlich in dem Bereich, werde es somit schon wegen der abgetrennten Hofzufahrten und rein rechtlich nicht mehr geben können.
Flurbereinigungsbehörde mit einbezogen
26 neue Wirtschaftwege werden für den Rad- und landwirtschaftlichen Verkehr gebaut. Stärker dimensionierte sind zudem für Umleitungen etwa während der Bauarbeiten oder bei Unfällen auf der B5 eingeplant. Das alles erinnert an die großen Flurbereinigungen vergangener Jahrzehnte, und in der Tat ist die Flurbereinigungsbehörde einbezogen.
Viele Wirtschaftswege führen in Schlangenlinien um Gehöfte herum, die Grundstücke werden zudem mit Wällen gegen den Lärm von der ausgebauten B5 abgeschirmt. Britta Lüth trat dabei „der Mär“ entgegen, dass der Lärm hinter den Schutzschirmen lediglich absacke und sich dann ausbreite. Sie wirkten unmittelbar und auch noch auf weiter entfernten Grundstücken.
Einen Vorgeschmack, wie die großen Einmündungen mit ihren Schleifen konstruiert werden, haben Fahrer bereits bei Bütteleck, wo die B202 von Friedrichstadt auf die B5 trifft. Dort wird der Abzweiger Richtung Husum angefügt. Radler werden dann nicht mehr den Tunnel nutzen können, sondern über Wirtschaftswege ihre Ziele erreichen.
Weiter geht die Fahrt bis zur vorhandenen Raststätte westlich der B5. Östlich entsteht eine ähnliche Rastanlage. Umfangreicher Landerwerb, schwierige Führung der Wirtschaftswege um den dortigen Reiterhof (inklusive Lärmschutz), Biotope und Siele sind dort Themen, die den Planern noch Arbeit machen werden.
B5 soll von Platenhörn bis Rödemis begradigt werden
Auf dem letzten Stück Platenhörn bis zur Abfahrt nach Rödemis warten noch größere Herausforderungen. Dort soll die B5 begradigt und über die Bahnstrecke geführt werden. Der Sprung über die Bahn endet erst nordöstlich der bisherigen Einmündung Voßkuhle, die stillgelegt wird. Somit wird hier die Zufahrt Richtung Witzwort stillgelegt. Außerdem müssen auch dort Sielzüge und Wirtschaftswege überwunden werden.
Wegen der viele Jahre andauernden Planungen fielen immer wieder Teile in den Papierkorb, weil sie nicht mehr dem aktuellen Stand entsprachen. So nahmen Biologen erneut den Bestand an Flora und Fauna auf. Sie aktualisierten ihre früheren Funde teils streng geschützter Arten. Feldlerche, Kiebitz und Goldregenpfeifer nannte Britta Lüth als Beispiele.
Tierschutzbrücken an der gesamten Trasse geplant
Der Fischotter lebe entlang der gesamten Strecke, und für rund zehn Fledermausarten müssen Brücken gebaut werden. Sie überwinden die B5 eines Tages tatsächlich auf Brücken, die mit Trockenrasen ausgelegt und von Bäumen flankiert sind. Notwendige Lenkungsmaßnahmen für die Tiere, wie die Experten in der Runde betonten. Hinzu kommt der Schutz zahlreicher Pflanzenarten.
Bei Witzwort nützt der vorhandene Landesschutzdeich der Eider. Er trennt die besonders schützenswerten Naturgebiete (Natura 2000) von der neuen B5.
Bauphase und Umleitungen
Wer sich an die langwierigen Bauarbeiten Höhe Bütteleck erinnert, hat einen Eindruck von den anstehenden Herausforderungen. Wie damals müssen für alle Brückenbauwerke Berge aufgeschüttet werden, damit der Untergrund entwässert wird und sich setzen kann. Britta Lüth: „Die Dauer hängt davon ab, wie nass oder trocken der Untergrund ist.“
So oft es gehe, werde der Verkehr einstreifig an Baustellen vorbeigeführt, wie Heiko Tessenow aus dem Landesbetrieb ausführte. Alternativ übernehmen die extra stark gebauten Wirtschaftswege Umleitungen. Andere Umleitungen seien bereits erprobt: großräumig über die Autobahn A7 und Flensburg nach Husum, kleiner gedacht über Friedrichstadt, Norderstapel und Mildstedt.
Sachstand in allen fünf Abschnitten
1. Bauabschnitt Tönning bis Rothenspieker Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss. Die wird vor dem Oberverwaltungsgericht verhandelt, das einen Termin festlegen muss. 2. Bauabschnitt Rothenspieker bis Reimersbude Aktuell werden die Unterlagen zur Einleitung des formalen Planfeststellungsverfahrens erstellt, fertig zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021. 3. Bauabschnitt Reimersbude bis Platenhörn Aktuell werden die Unterlagen zur Einleitung des formalen Planfeststellungsverfahrens erstellt, fertig zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021. 4. Bauabschnitt Platenhörn bis Husum Aktuell werden die Unterlagen zur Einleitung des formalen Planfeststellungsverfahrens erstellt, fertig zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021. 5. Bauabschnitt Hattstedt – Bredstedt Baurecht liegt vor. Der Baubeginn wird vorbereitet. Erste vorbereitende artenschutzrechtliche Maßnahmen wurden bereits im Frühjahr 2020 durchgeführt. Der Baubeginn ist für Herbst 2020 vorgesehen. |
Für die in der Info-Veranstaltung relevanten Abschnitte 2 bis 4 gilt, den Verlauf des Planfeststellungsverfahrens abzuwarten. „Je größer der Konsens vor Ort, desto schneller können die Verfahren zum Abschluss gebracht werden“, teilt die Pressestelle des Landesbetriebs mit.
Quelle: Husumer Nachrichten vom 09.06.2020, Text: Birger Bahlo