Die Sache mit der Verantwortung

Fertigstellung rückt näher
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Nadelöhr B5 bringt alle in die Klemme
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Quälend und gefährlich eng geht es auf der Strecke von Niebüll über Bosbüll nach Klixbüll zu.

Am 21. Juni sollen die Arbeiten an der Bundesstraße 5 zwischen Niebüll und Klixbüll abgeschlossen sein – wenn alles gut geht.

Niebüll. Es ist wie ein Silberstreif am Horizont, an dem so richtig niemand mehr glauben mag. „Für die Übergabe der Straße haben wir mit dem LBV Kiel den 21. Juni 2013 verbindlich vereinbart.“ Mit diesem Satz endet eine schriftliche Stellungnahme der ausführenden Firma Johann Bunte aus Wittenförden. Das Unternehmen hatte am 7. Juni von dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV) den Zuschlag erhalten, die Bundesstraße 5 zwischen Deichskopf (Niebüll) und Klixbüll über eine Länge von 2190 Metern zu sanieren. Die Kosten: 2 275 746,04 Euro (brutto). Darin enthalten, so Bunte, seien „die Bauausführung zur Sanierung, nicht aber die Ausführung zur Umverlegung von Versorgungsleitungen oder wie auch immer geartete Planungsleistungen“. Die Folge: Umverlegungsarbeiten der Telekom, Verzögerungen durch Regen und später den langen Winter, Baugrund, der sich als alles andere als belastbar erwies, die Einrichtung von Probefeldern, um nach Lösungen zu suchen. Aus dem fokussierten Abschlusstermin 10. Oktober wurde nichts, und auch die folgenden waren schnell Makulatur.

Wer trägt die Verantwortung, wer die Folgen für die Verzögerung bei der Sanierung der Bundesstraße 5? Mit diesen Fragen beschäftigte sich eine öffentliche Anhörung, zu der der Kreis Nordfriesland nach Niebüll eingeladen hatte. Viel Neues erfuhren die etwa 70 Zuhörer während der zweieinhalb Stunden von den Teilnehmern des Podiums allerdings nicht. Die Verantwortung für das Debakel jedenfalls wollten weder Auftraggeber noch Beauftrage übernehmen. Torsten Conradt, Direktor des Landesbetriebes Straßenbau und Verkehr, skizzierte den bisherigen Verlauf der Arbeiten – und blieb in seinen Aussagen vage. Die Beschaffenheit des Baugrunds, der lange Winter – das alles hätte zu den Problemen geführt, den Abschluss der Arbeiten zu den festgesetzten Zeitpunkten unrealisierbar gemacht. Mit Unmutsbekundungen quittierten die Zuhörer Conradts Einschätzung, er rechne nicht mehr damit, dass es durch die Baumaßnahmen zu zunehmenden Beeinträchtigungen kommen werde. Der Verkehrsminister habe die Sanierung zur Chefsache erklärt. Conradt: „Die Verzögerung ist ärgerlich, aber jetzt ziehen wir an einem Strang.“

Die Bedeutung der B5 für die Region unterstrich Dr. Matthias Hüppauf, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland. „Sie ist eine Hauptlebensader.“ Von erheblichen Umsatzeinbußen sprach Niebülls neuer HGV-Chef Heinz H. Christiansen und lieferte Zahlenbeispiele. Und Niebülls Bürgermeister Wilfried Bockholt ergänzte: „Ich weiß, dass Mitarbeiter ihre Arbeit verloren haben. Banken wurden unruhig und der eine oder andere Unternehmer hat auch ans Aufhören gedacht.“

„Eine mittlere Katastrophe“ sei die Situation für Landwirte, direkt und indirekt betroffene, erklärte Wolfgang Stapelfeldt, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Südtondern. Denn über die B5 transportieren die Landwirte Getreide und Vieh, erhalten Treibstoffe und Futtermittel.

„Ein Armutszeugnis deutscher Ingenieurskunst“ nannte Südtonderns Amtsdirektor Otto Wilke die Baumaßnahmen, bei der man es nicht fertiggebracht hatte, ein 2,2 Kilometer langes Stück Straße in drei Monaten zu sanieren. Zumal es die Strecke seit 1664 gebe und sicherlich irgendwann einmal bewertet worden sei.

Fragen wurden durch die Zuhörer aufgeworfen, auf die es keine Antworten gab: Warum hatte man nicht frühzeitig die Bevölkerung in die Planungen mit eingebunden? Insbesondere die älteren Anwohner hätte den Ingenieuren des Straßenbauamtes Hinweise auf die Bodenbeschaffenheit geben können. Auch, weshalb unterlassen wurde, für die Zeit der Bauarbeiten eine Baustraße zu errichten. Sie hätte, so der Einwand von Ralf Kuhn, Spediteur aus der Region, den Schwerlastverkehr aufnehmen können. „Damit wäre uns viel besser geholfen worden.“ Achim Bonnichsen sprach die gefährlichen Schlaglöcher, einige mehr als 30 Zentimeter tief, auf den Umleitungsstrecken an. Dort bestehe dringender Handlungsbedarf. An die Vertreter des Kreises gewandt: „Wir wollen ja nicht, dass sie komplett saniert werden. Manchmal reichen auch zwei Leute und eine Schippe Sand.“ Otto Wilke ergänzte, alleine die Sanierung der Ausweichstrecke „Wegacker“ werde mit 265 000 Euro zu Buche schlagen. Zahlen wird sie das Land bzw. der Steuerzahler. „Ich erwarte, dass solche Bauprojekte künftig intensiver besprochen werden.“

Quelle:
shz / Nordfriesland Tageblatt vom 10.05.13 / Seite NF1 / Text: Stephan Bülck / Foto: Marike Gohr