Ortsumgehungen an der Westküste : B5-Ausbau: Wann geht es endlich los?

Stau auf der B5 – Zwei Verletzte bei Verkehrsunfall
27.03.2019
Planfeststellungsbeschluss gilt als ein Meilenstein für den B5-Ausbau
18.06.2019
Show all

Die B5-Planungen (Stand Januar 2019).

Die Planungen für den Ausbau der Bundesstraße 5 in Nordfriesland kommen voran – aber Unwägbarkeiten bleiben.
Der Ausbau der Bundesstraße 5 in Nordfriesland lässt weiterhin auf sich warten. Und bis die ersten Bagger anrollen, werden auch noch viele Monate ins Land gehen. Dies gilt für den Abschnitt zwischen Husum und Tönning, aber mehr noch für die geplanten B5-Ortsumgehungen zwischen Hattstedt, Struckum, Breklum und Bredstedt. Immerhin laufen die aufwändigen Planungen für die Westküsten-Projekte nun jedoch offensichtlich mit Hochdruck.
Bei der Jahresversammlung des deutsch-dänischen Vereins Infrastruktur Vestkysten/Westküste im Husumer Messezentrum warb Heiko Tessenow vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) denn auch um Verständnis.
„Das eine oder andere wird nicht so schnell gehen wie gewünscht, aber vielleicht etwas schneller als in der Vergangenheit.“ Und das Planungs-Tempo müsse auch hochgehalten werden, „damit uns nicht Gerichtsbeschlüsse oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse zwingen, alles noch einmal zu überarbeiten“, so Tessenow.
Am weitesten gediehen sind die Planungen für den ersten von vier Teilabschnitten zum dreistreifigen B5-Ausbau zwischen Husum und Tönning. Für den ersten Bauabschnitt zwischen Tönning und Rothenspieker ist nach Einschätzung von Tessenow noch in diesem Frühjahr mit dem Planfeststellungsbeschluss zu rechnen.
„Das ist durchaus realistisch“, sagt der federführende Diplom-Ingenieur von der Flensburger Niederlassung des Landesbetriebs. Und falls es dann keine Klagen gibt, was alle hoffen, könnte es relativ schnell gehen und erste Vorarbeiten bereits Ende 2020 anlaufen. Um Zeit zu sparen laufen schon heute die Ausführungsplanungen mit Details zum Bauablauf und Verkehrsumleitungen.
Für die anderen drei Teilabschnitte – von Rothenspieker bis Reimersbude, von dort weiter nach Platenhörn und schließlich Husum – werden derzeit noch neue Umweltkartierungen vorgenommen. Voraussichtlich im Herbst 2020 möchte der Landesbetrieb dann in das Planfeststelllungsverfahren einsteigen.

Neuer Knotenpunkt

Etwas anders sieht es in diesem Zusammenhang mit einem zusätzlichen Teilprojekt aus, bei dem der Knotenpunkt der B5 und der Kreisstraße 137 im Süden Husums und der Gemeinde Südermarsch verlegt werden soll. Dort ist nach Aussagen von Tessenow baurechtlich bereits alles geklärt.

„Aber wir brauchen noch die Genehmigung vom Bund, dass wir dafür auch Geld ausgeben dürfen.“ Läuft alles wie erhofft, dann sollen erste Vorarbeiten, wie die Verlegung einer Stromleitung zum Winter 2019/20, starten.

Problemfall Ortsumgehungen

Im Bereich der geplanten B5-Ortsumgehungen zwischen Hattstedt und Bredstedt läuft nach dem ersten Planfestellungsbeschuss aus dem Jahr 2012 und verschiedenen Klagen ein Planänderungsverfahren. Wann dieses abgeschlossen sein wird, mochte Tessenow nicht prognostizieren. „Das Amt für Planfeststellung Verkehr hat noch regelmäßig Fragen“, sagte er.

Zwei Klagen von Anliegern

In die Ausführungsplanungen gehe es, wenn der neue Planfeststellungsbeschluss vorliegt. Bis zu diesem Zeitpunkt soll es auch noch Gespräche und Verhandlungen mit den zwei verbliebenen Klägern geben. „Es ist nicht komplett ausgeschlossen, sich vorher noch zu einigen“, so Tessenow.

Derzeit seien beide Klageverfahren ausgesetzt. Erst wenn der Änderungsbeschluss vorliegt, stelle sich die Frage, ob der Konflikt wirklich gerichtlich ausgefochten werden muss.

Dickes Brett zu bohren

„Es ist ein unheimlich dickes Brett, das gebohrt werden muss“, musste der Vorsitzende des Infrastruktur-Vereins Westküste, Rickmer Johannes Topf, einmal mehr mit Blick auf die B5-Verlegung zwischen Bredstedt und Hattstedt feststellen. Erfreulich sei, dass inzwischen auf allen Ebenen mit Hochdruck an dem Thema gearbeitet werde.

Das bestätigte Heiko Tessenow: Seit zwei Jahren seien „alle brachliegenden Projekte wieder in Bearbeitung“. Das gilt auch für die lange Hängepartie hinsichtlich der Ortsumfahrung Tating auf der Halbinsel Eiderstedt.

„Wir kommen voran, wenn auch langsam, aber wir kommen voran“, konstatierte deshalb auch Rickmer Topf. Und der Geschäftsführer des Vereins Infrastruktur Vestkysten/Westküste, Michael Lohmann (IHK), erklärte: „Das sind alles Schritte in die richtige Richtung“.

Denn auch die jüngsten Signale für die Marschbahn, für die der Verein einen zweigleisigen Ausbau bis Westerland fordert, sind vielversprechend. Dies zeige, dass das große Engagement des Vereins und vieler anderer Beteiligten „doch etwas bringt“, so Topf.

Vereinbarung mit dem Land

Dank seines jahrelangen Engagements für die Westküste wird der Verein mit seinen Anliegen auch in Berlin und Kiel wahr- und ernstgenommen. Mit Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz gab es zuletzt immer wieder intensiven Kontakt. Dieser war im Januar 2019 in eine Finanzierungsvereinbarung von Land, Kreis Nordfriesland und Verein Infrastruktur Westküste gemündet für die weitere B5-Planung an der Westküste.

Darin hat sich der Verein bereiterklärt, dem Land rund 663.000 Euro und gegebenenfalls sogar noch mehr an Planungskosten für die anstehende Verlegung der Bundesstraße im Bereich Bredstedt, Breklum, Struckum und Hattstedt vorzustrecken. Als Verein eventuell Planungskosten vorzufinanzieren – „das wäre eine Premiere“, so Rickmer Topf.

Kosten für den B5-Ausbau:

Die Bundesstraße 5 zwischen Tönning und Husum soll in vier Teilabschnitten dreistreifig ausgebaut werden. Das Kostenvolumen liegt nach Angaben des Landes Schleswig-Holstein bei 111 Millionen Euro.

Die Verlegung der B5 zwischen Hattstedt und Bredstedt rangiert als vordringliche Maßnahme im Bedarfsplan für Bundesfernstraßen. Für das Bauprojekt sind inklusive Grunderwerb rund 54 Millionen Euro eingeplant.

Text: Jörg von Berg
Quelle: https://www.shz.de/23062172 ©2019