Längst vergilbt ist der Flächennutzungsplan der Gemeinde Struckum „Neutrassierung der B5“ aus dem Jahr 1965, von dem Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen eine Kopie mitgebracht hat. Es sei das früheste Datum bezüglich des Ausbaus der B5, das er habe finden können.
Erster Spatenstich für neue Anschlussstelle Husum-Süd
Florian Lorenzen zeigt das Dokument in einem Festzelt neben dem Schafweg in der Gemeinde Südermarsch an der alten B5. Dort feierte Prominenz aus Politik und Verwaltung den Auftakt zum dreistreifigen Ausbau der Bundesstraße bis Tönning. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin, wie erleichtert ganz Nordfriesland ist“, rief er den Gästen zu, „denn die B5 ist die wirtschaftliche Lebensader des Kreises.“
Kreis und Stadt teilen sich 1,4 Millionen Euro
Wie fest der Kreis und die Stadt Husum hinter dem Projekt stünden, zeige die Co-Finanzierung des Anschlusses der Umgehungsstraße Rödemis an die B5. Insgesamt kostet der Bau mehr als 16 Millionen Euro, von denen der Bund 12,7 Millionen bezahlt. Von den verbleibenden 3,6 Millionen Euro übernimmt das Land 70 Prozent. Einen Rest von 1,4 Millionen Euro teilen sich der Kreis und die Stadt Husum.
Lorenzen machte deutlich, dass er nach dem Spatenstich im Süden der Stadt auch in den anderen Bereichen Tempo erwarte: von der Ortsumgehung Hattstedt-Struckum-Breklum-Bredstedt bis zum Bauabschnitt bei Tönning. Nun greife er gerne zum Spaten „mit Zuversicht im Herzen und einem Lächeln im Gesicht.“
18.000 Fahrzeuge täglich auf der B5
18.000 Fahrzeuge passieren mittlerweile täglich die B5. Daran erinnerte Enak Ferlemann, Staatssekrektär im Bundesverkehrsministerium. Er gab sich dynamisch und wählte große Worte. So zeigte er sich zuversichtlich, „dass nun das ganze Gerede ein Ende hat“.
Der Baubeginn beweise, „dass staatliche Verwaltung auch in der Lage ist, Baureife zu realisieren.“ Die Straße sei einfach nicht mehr für die Belastungen geeignet, die sie mittlerweile tragen müsse. „Und will man an der Westküste den Tourismus weiter stärken, brauchen wir die entsprechende Infrastruktur.
Dreistreifige Verkehrsführung dämpft „Überholdruck“
Er erklärte, dass der dreistreifige Ausbau den „Überholdruck“ dämpfe, wie es Verkehrspsychologen nennen. Da abwechselnd mal die eine, mal die andere Fahrtrichtung zweispurig geführt werde, könne jeder Fahrer sicher sein, bald wieder in den Genuss gefahrlosen Überholens kommen zu können.
Seitenhieb auf Robert Habeck (Grüne)
Bernd Buchholz (FDP), Verkehrsminister des Landes, konnte sich einen Seitenhieb auf Robert Habeck, den Bundesvorsitzenden der Grünen, nicht verkneifen. Habeck hatte just am Tag des Spatenstichs gefordert, alle Straßenbauprojekte im Bundesverkehrswegeplan zu stoppen und völlig neu zu überdenken. Buchholz erinnerte daran, dass Habeck im schleswig-holsteinischen Koalitionsvertrag noch selbst den Ausbau als „vordringlichen Bedarf“ unterschrieben habe.
Rickmer Johannes Topf, Vorsitzender des deutsch-dänischen Infrastrukturvereins Westküste/Vestkysten fügte am Rande der Veranstaltung hinzu, „dass es für Euphorie keinen Anlass gibt.“ Daher werde auch der „Druck auf der Pipeline“ aufrechterhalten. Immerhin gelte es, noch die ein oder andere Klage in anderen Bauabschnitten gewinnen zu müssen.
Quelle: Husumer Nachrichten vom 05.10.2020, Text: Birger Bahlo, Foto: Petra Vogt