Bund will Nadelöhr vor Sylt beseitigen

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Minister Dobrindt lässt sich überzeugen: Die Bahnstrecken NiebüllKlanxbüll und BrunsbüttelWilster sollen nun doch ein zweites Gleis erhalten
sylt/brunsbüttel

Gute Nachricht für die Bahnkunden an SchleswigHolsteins Westküste: Der Bund will nun doch das eingleisige Nadelöhr im SyltVerkehr zwischen Niebüll und Klanxbüll in Nordfriesland zweigleisig ausbauen. Zudem soll auch an der Unterelbe die Güterzugstrecke zwischen Brunsbüttel und Wilster entgegen ursprünglichen Plänen um ein zweites Gleis erweitert werden. Das sagte unserer Zeitung gestern der schleswigholsteinische CDULandeschef und Sylter Bundestagsabgeordnete Ingbert Liebing.

Zwar haben beide Bahnprojekte im neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 von Minister Alexander Dobrindt keine Berücksichtigung gefunden, obwohl der Kieler Verkehrsminister Reinhard Meyer sie angemeldet hatte. Doch hätten die Verkehrspolitiker der Union jetzt im Einvernehmen mit CSUMann Dobrindt beschlossen, sie doch ins Ausbaugesetz für die Schiene aufzunehmen, sagte Liebing. Auch er selbst habe bei Dobrindt dafür geworben. Liebing sprach von einem „echten Durchbruch“. Denn das Ausbaugesetz ist letztlich maßgeblich für künftige Investitionen des Bundes, nicht der Verkehrswegeplan. Diese Woche berät der Verkehrsausschuss des Bundestags über die Ausbaugesetze für Straßen, Schienen und Wasserwege.

Auf der Bahnstrecke von und nach Sylt kommt es aus zwei Gründen häufig zu großen Verspätungen: Zum einen ist der Gleisabschnitt stark befahren, weil auf ihm nicht nur Fern- und Regionalzüge unterwegs sind, sondern auch die Autozüge von und nach Sylt. Zum anderen schaukeln sich kleine Verspätungen hier rasch zu großen auf, weil es auf dem eingleisigen Stück keine Ausweich- oder Überholmöglichkeiten gibt. „Es kommt nicht selten vor, dass man auf Sylt mit fünf Minuten Verspätung losfährt – und in Niebüll schon 30 Minuten hat“, kritisiert Liebing.

Mit dem Bau des zweiten Gleises soll sich das ändern. „Wir schaffen damit eine wesentliche Verbesserung für den Zugverkehr von und nach Sylt“, sagte Liebing. Die Kosten des Projekts schätzte er auf „ungefähr 100 Millionen Euro“ – doch müsse die genaue Höhe noch ermittelt werden. Daher werde das zweite Gleis zwischen Niebüll und Klanxbüll zunächst auch erst mal in den sogenannten „potenziellen Bedarf“ des Schienenausbaugesetzes aufgenommen. Hier parkt der Bund all diejenigen Gleisprojekte zwischen, deren Wirtschaftlichkeit noch nicht geprüft ist, wie etwa die S 4 von Hamburg nach Ahrensburg. Liebing zeigte sich allerdings sicher, dass das Ausbauvorhaben vor Sylt diese Prüfung besteht: „Wenn das Projekt keine Aussicht auf Erfolg hätte, würde es nicht aufgenommen“, sagte er.

Gleiches gelte für das zweite Gleis zwischen Brunsbüttel und Wilster. Dieser geplante Ausbau sei ebenfalls eine „sehr gute Botschaft für das Land“, freute sich der CDUChef. Schließlich werde SchleswigHolsteins größtes Industriegebiet in Brunsbüttel damit künftig besser angebunden. „Das stärkt die Wirtschaft im Land“, sagte Liebing.

Auch der Kieler Wirtschafts- und Verkehrsminister Meyer zeigte sich zufrieden. „Sollten diese beiden Projekte tatsächlich ins Schienenausbaugesetz aufgenommen werden, wäre das ein großer Erfolg unserer Bemühungen in Berlin“, erklärte der SPDPolitiker. Ebenso sei „der Einsatz der schleswigholsteinischen Bundestagsabgeordneten aus der Großen Koalition“ zu loben: „Die Zusammenarbeit hat hier genauso gut funktioniert wie schon beim NordOstseeKanal oder der SchienenHinterlandanbindung zum Fehmarnbelt“, sagte Meyer.